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Zusammenfassung:Matthias Hangst/Getty ImagesImmer wieder wird die Bedeutung der Autoindustrie für die deutsche Wirts
Matthias Hangst/Getty Images
Immer wieder wird die Bedeutung der Autoindustrie für die deutsche Wirtschaft beschworen, insbesondere wenn es um die Privilegien der Branche geht. So wurde von der Branche in der Corona-Krise eine Neuauflage der Abwrackprämie ins Spiel gebracht — was ihr auch Kritik einbrachte.
„Mit der Automobilindustrie steht und fällt die Zukunft unseres Wirtschaftsstandortes“, drückte es der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im vergangenen Jahr in der „Welt am Sonntag” aus.
Doch wie bedeutend ist die Branche wirklich für die Wirtschaft? Und birgt das auch Gefahren?
In unserer Bildergalerie erfahrt ihr, welche Rolle die deutsche Automobilindustrie für die deutsche Wirtschaft spielt.
So wichtig ist die Autoindustrie wirklich für die Wirtschaft
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So wichtig ist die Autoindustrie wirklich für die Wirtschaft
Wie viele Arbeitsplätze von der Autoindustrie abhängen, ist umstritten
Laut dem Statistischen Bundesamt haben im Februar 820.000 Menschen in der Kraftfahrtzeug-Herstellung und bei deren Zulieferern gearbeitet. Zum Vergleich: In den ebenfalls exportstarken Branchen Chemie und Pharma arbeiten zusammen rund 437.000, in IT-Unternehmen rund 780.000 und im Maschinenbau 985.000 Menschen.
Ganz so leicht trennen lässt sich das allerdings nicht, denn schließlich liefern auch Textilverarbeiter oder Chemiefabriken Teile für die Produktion von Autos und Lkws. Hinzu kommen Tankstellen, Werkstätten und Autohändler. Außerdem gehören Autohersteller auch zu den wichtigsten Kunden anderer Branchen, beispielsweise die Werbeindustrie. Berechnungen, wie weit dieser Einfluss reicht, kommen zu teils sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Input-Output-Analysen des Statistischen Bundesamtes zufolge sind 1,8 Millionen Erwerbstätige in Deutschland von der Autobranche abhängig. Das sind allerdings immer noch weniger Beschäftigte als im Einzelhandel oder im Tourismus mit jeweils rund drei Millionen Arbeitnehmern.
Drei Bundesländer profitieren am meisten von der Autoindustrie
Drei Bundesländer profitieren besonders stark von der Autoindustrie: Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen. Trotzdem hängt das Saarland prozentual am stärksten an der Autoindustrie: Sieben Prozent aller Beschäftigen arbeiten dort in der Branche.
Die Autobranche hat den höchsten Umsatz aller Industriezweige in Deutschland
In den vergangenen Jahren machte die Autoindustrie Rekordumsätze. 425 Milliarden Euro waren es 2018, im vergangenen Jahr sogar 436,2 Milliarden Euro. Kein anderes verarbeitendes Gewerbe reicht daran heran.
Die Wertschöpfung der Autobranche
Die Autoindustrie zeichnet sich durch eine besonders hohe Wertschöpfung aus. Die Wertschöpfung wird in der Betriebswirtschaft als die Wertgröße beschrieben, um die der Output den Input übersteigt. Im Jahr 2016 betrug die Bruttowertschöpfung der Branche 134,9 Milliarden Euro, ihr Anteil lag damit bei 4,7 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung in Deutschland.
70 Prozent der Wertschöpfung entfällt dabei auf die mittelständisch geprägten Zulieferbetriebe.
Zum Vergleich: Der Tourismus trägt etwa 4 Prozent zur gesamten Bruttowertschöpfung bei, der Maschinenbau 3,5 Prozent, die Elektroindustrie rund 3 Prozent und das Baugewerbe etwa 5 Prozent.
Die Autoindustrie ist stark exportorientiert
Die deutschen Autohersteller sind international aufgestellt, damit aber auch sehr abhängig von der Nachfrage aus dem Ausland. So werden drei von vier in Deutschland produzierten Autos ins Ausland exportiert. Auch knapp zwei Drittel ihres Umsatzes macht die deutsche Autoindustrie im Ausland.
Die deutsche Wirtschaft ist stark auf die Industrie konzentriert
Im Vergleich zu anderen hoch entwickelten Ländern hat Deutschland einen sehr hohen Industrieanteil von knapp einem Viertel der Wirtschaftsleistung. In Frankreich, Großbritannien oder den USA liegt der Anteil hingegen teils deutlich unter 20 Prozent.
Aufgrund ihrer Exportorientierung sind die Unternehmen allerdings abhängig von politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen weltweit. Bereits in den vergangenen beiden Jahren litt die deutsche Industrie schon unter erheblichen Problemen durch weltweite Handelskrisen. Die Wirtschaftsleistung ging 2019 in diesem Sektor um 3,6 Prozent zurück. Das lag vor allem an den internationalen Handelskonflikten und am Brexit.
Nur das boomende Baugewerbe und die hohe Nachfrage im Dienstleistungssektor konnten das Wirtschaftswachstum auf magere 0,6 Prozent im vergangenen Jahr retten.
Deutschland ist der viertgrößte Pkw-Hersteller der Welt
Die wichtige Rolle der deutschen Autoindustrie für Arbeitsplätze und Wertschöpfung könnte beim Strukturwandel zum Nachteil werden, warnen Kritiker. Denn statt neue Wege zu gehen, könnte es dazu führen, dass zu lange an Veraltetem festgehalten wird.
Denn nicht nur Umweltschützer fordern mittlerweile weltweit eine Verkehrswende, die weniger auf Autos, dafür vermehrt auf neue und klimaschonende Mobilitätsdienstleistungen setzt. Zudem drängen neue Konkurrenten auf den Markt: China will selbst zur führenden Autonation werden, das US-Unternehmen Tesla führt die Revolution in der Elektromobilität an, hinzu kommen Tech-Konzerne aus dem Silicon Valley wie Google oder Apple, die autonome Fahrzeuge entwickeln.
„Die nächste Transformation der Branche wird fundamental, vergleichbar mit der digitalen Transformation anderer Industrien, sagte Felix Kuhnert, Autoexperte bei der Unternehmensberatung Pwc, schon 2019. Die deutsche Autoindustrie sei zwar schneller als viele andere aus der letzten Wirtschaftskrise gekommen. Sie habe die Zeit in der vergangenen Dekade aber nicht für Strukturveränderungen genutzt.
Sind die fetten Jahre vorbei?
Deswegen befand sich die deutsche Autobranche schon vor der Corona-Pandemie im Umbruch. Bei der Produktion von E-Autos werden weniger Mitarbeiter gebraucht, zudem könnten Zulieferer insbesondere in der Batterieproduktion verstärkt aus dem Ausland kommen. Schätzungen zufolge würden allein dadurch die Arbeitsplätze in der Autobranche mindestens um 100.000 schrumpfen.
Einer Studie der Nationalen Plattform Mobilität (NPM) zufolge, einem Beraterkreis der Bundesregierung, könnten von Anfang des Jahres durch die Elektromobilität 410.000 Arbeitsplätze entfallen. Berechnungen des Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen kamen auf den Wegfall von 125.000 Jobs, der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) geht von einem Verlust von 80.000 Arbeitsplätzen aus.
Jan Woitas/picture alliance via Getty Images
Deutsche Hersteller auf dem E-Auto-Markt
Noch ist der Markt für Elektrofahrzeuge ein Nischenmarkt. Doch bisher dominieren vor allem Tesla und chinesische Hersteller. Der Anteil deutscher Hersteller lag im vergangenen Jahr bei 18 Prozent.
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Die deutsche Autoindustrie muss sich neu erfinden
Fakt ist: Die deutsche Autoindustrie trägt erheblich zum Wohlstand in Deutschland bei, insbesondere im Süden der Republik, wo BMW, Daimler, Porsche und Audi ihren Sitz haben. Doch das verdrängt, dass auch andere Branchen eine wichtige Rolle für den Wirtschaftsstandort spielen — teilweise durchaus auf Augenhöhe mit der Autoindustrie.
Zudem hat der Erfolg der Auto-Riesen auch Schattenseiten: Die Branche lebt davon, dass die Nachfrage nach ihren Autos weltweit steigt. Als teures Produkt sinkt die Abnahme in Krisenzeiten besonders stark. Es gibt außerdem deutliche Anzeichen dafür, dass die Mobilität der Zukunft weniger stark von Privatautos mit Verbrennermotoren abhängt als bisher. Der Fokus der deutschen Wirtschaft auf die Autoindustrie könnte sich dann als Bumerang erweisen.
Die deutsche Autoindustrie muss sich also neu erfinden, um ihre Stellung innerhalb der deutschen Wirtschaft zu behalten.
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