Zusammenfassung:Ferrari erlebt Gewinn von 17 Prozent – und erwartet 2026 den ersten E-Ferrari.Getty Images/Michael D
Ferrari erlebt Gewinn von 17 Prozent – und erwartet 2026 den ersten E-Ferrari.
In der aktuell wirtschaftlich unsicheren Lage nimmt die Bedeutung schierer Größe von Unternehmen ab.
Stattdessen wird eine andere Kennzahl für den Erfolg zunehmend wichtiger.
Eine Analyse von Börsen-Unternehmen kommt dabei teils zu überraschenden Ergebnissen.
Die Ergebnisse könnten kaum unterschiedlicher sein: Während die großen deutschen Autokonzerne Volkswagen, Mercedes und BMW schwach in das erste Quartal gestartet sind und umfangreiche Stellenkürzungen planen, rast der italienische Sportwagenhersteller Ferrari von Erfolg zu Erfolg.
In dieser Woche konnte Konzernchef Benedetto Vigna nicht nur ein Plus von 17 Prozent beim Konzerngewinn vermelden, der Hersteller hält auch trotz zuletzt rückläufiger Absatzzahlen aus China an der Prognose für 2025 fest und will im kommenden Jahr zudem den ersten E-Ferrari auf den Markt bringen.
Die Börse honoriert das: Bei der Marktkapitalisierung hat der italienische Luxusanbieter die deutschen Massenanbieter längst überholt. Ferrari steht damit beispielhaft für das, was in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und angesichts zahlreicher disruptiver KI-Durchbrüche immer wichtiger wird: Nicht die schiere Größe eines Unternehmens zählt, sondern vor allem, wie effizient es seine personellen Ressourcen einsetzt.
Eine aktuelle Analyse des Vergleichsplattform BestBrokers hat die weltweit 235 größten börsennotierten Unternehmen nach dem Gewinn pro Mitarbeiter sortiert – und kommt anhand dieser Produktivitäts-Kennzahl zu einigen überraschenden Ergebnissen.
Mit einem Gewinn von 2,02 Millionen US-Dollar (rund 1,8 Millionen Euro) pro Mitarbeiter steht demnach der US-Chiphersteller Nvidia an der Spitze der weltweiten Rangliste. Obwohl das Unternehmen mit 36.000 Beschäftigten deutlich kleiner ist als Tech-Giganten wie Microsoft, Meta oder Apple, profitiert Nvidia von der immensen weltweiten Nachfrage nach KI-Chips. Der Jahresüberschuss stieg 2024 auf fast 73 Milliarden Dollar (rund 65 Milliarden Euro).
Welt
Zum Vergleich: Bei Meta Platforms beträgt der Gewinn je Mitarbeiter 841.900 Dollar (ca. 748.000 Euro), bei Apple sind es 571.600 Dollar (ca. 508.000 Euro) und bei Microsoft, dessen Belegschaft um ein Vielfaches höher ist als die von Nvidia, sind es sogar nur rund 386.600 Dollar (ca. 343.000 Euro).
Ein ähnliches Muster zeigt sich bei der Nummer zwei der Rangliste, Altria. Der US-Konzern, der hinter Marken wie Marlboro steht, hat zuletzt mit seinen nur rund 6200 Mitarbeitern rund 1,81 Millionen Dollar (oder 1,6 Millionen Euro) Gewinn pro Kopf erwirtschaftet.
Eine Regel lässt sich daraus allerdings nicht ableiten. Der weltgrößte Ölproduzent Saudi-Aramco erzielte zuletzt bei 75.000 Beschäftigten immerhin 1,61 Millionen Dollar (etwa 1,4 Millionen Euro) Gewinn pro Mitarbeiter und steht damit auf Rang drei.
Auffällig ist dafür etwas anderes: Nach wie vor dominieren US-Konzerne bei der Produktivität. Von den Top-20-Firmen auf der Vergleichsliste haben 80 Prozent ihren Sitz in den USA.
Auf den vorderen Rängen finden sich zudem auffällig viele Technologie– und Energiekonzerne, darunter AppLovin, ConocoPhillips und Arista Networks. Auch große US-Finanzkonzerne wie Visa, Blackstone und KKR weisen in diesem Vergleich hohe Effizienzzahlen aus.
Auch einige chinesische Konzerne müssen sich in dem Effizienz-Vergleich nicht hinter der US-Konkurrenz verstecken. Die PDD-Holding, die hinter Pinduoduo steckt, liegt demnach mit rund 885.000 Dollar (oder knapp 786.000 Euro) je Mitarbeiter auf Rang sieben, dicht gefolgt von CNOOC mit 843.000 Dollar (rund 749.000 Euro) je Beschäftigtem.
Europäische Konzerne tun sich in puncto Mitarbeitereffizienz offensichtlich deutlich schwerer. Die europäische Nummer eins, die Schwedische Investor AB, schafft es mit knapp 547.000 Dollar je Mitarbeiter gerade einmal auf Platz 18. Autobauer Ferrari rangiert in diesem Vergleich mit 291.000 Dollar (etwa 259.000 Euro) auf Rang 33, der französische Luxuskonzern Hermès mit 190.000 Dollar (oder rund 169.000 Euro) pro Kopf auf Rang 53.
Deutsche Konzerne sind weit abgeschlagen, am besten schneidet die Münchener Rück mit 136.000 Dollar (knapp 121.000 Euro) pro Beschäftigtem ab – in der weltweiten Vergleichsrangliste springt damit nur Platz 78 heraus.
Es geht allerdings auch noch deutlich schlechter. Den Negativrekord in der Rangliste hält derzeit MicroStrategy mit einem Verlust von über 760.000 Dollar (rund 675.000 Euro) je Beschäftigtem.
Und Vertex Pharmaceuticals, nach Angaben von BestBrokers im Vorjahr noch einer der Top-Performer, verbuchte zuletzt 87.800 Dollar (umgerechnet ca. 78.000 Euro) Verlust pro Mitarbeiter. Schuld an dem Absturz sind vor allem die Ausgaben Forschung und Entwicklung (F&E), die zuletzt deutlich gestiegen sind und die Effizienz je Mitarbeiter schmälern.
Das Beispiel zeigt allerdings, dass solche Kennziffern für sich genommen auch in die Irre führen können. Denn für ein forschendes Pharma- oder Biotechunternehmen gehören hohe F&E-Ausgaben zum Geschäftsmodell, um fortwährend neue Wirkstoffkandidaten für die eigene Pipeline zu entwickeln – und damit potenziell starke Umsatz- und Gewinnbringer für die Zukunft.
Für Anleger kann ein solcher Vergleich dennoch aufschlussreich sein, wenn es darum geht, die aktuelle Lage und die Perspektiven von Unternehmen einzuschätzen. Gerade in einer Zeit der zunehmenden Automatisierung durch KI zählt für die Börse nicht mehr so sehr, wie viele Menschen ein Unternehmen insgesamt beschäftigt, sondern vor allem, wie viel Wert es mit ihnen generiert.
Allerdings hat die Vergleichbarkeit auch Grenzen. Denn während Technologie- und Finanzfirmen von digital skalierbaren Geschäftsmodellen profitieren, schneiden arbeitsintensive Branchen wie Einzelhandel oder klassische Industriekonzerne bei einem solchen Vergleich naturgemäß deutlich schwächer ab.
Innerhalb einer Branche kann der Gewinn je Mitarbeiter aber durchaus aufschlussreich sein – wie das Beispiel Ferrari im Autosektor derzeit zeigt.
Dieser Artikel erschien zuerst im Mai 2025 bei der Welt.
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